Illustration erhobener Zeigefinger

Kapitel 1.4

Wie wir arbeiten

Interne Strukturen schaffen, die zu uns passen

Das Streben nach Offenheit, Teilhabe und Transparenz ist auch Leitlinie für die Arbeit in der OKF DE selbst. Wir arbeiten kooperativ und community-orientiert. Das bedeutet für uns, mit anderen Organisationen und engagierten Menschen langfristige und nachhaltige Partnerschaften aufzubauen. Wir können schnell agieren und besetzen tagesaktuelle Themen in den Bereichen Civic Tech, Offenes Regierungshandeln und Offene Bildung. Wir arbeiten kooperativ und gehen solidarisch, wertschätzend und vertrauensvoll miteinander um. Wir pflegen eine Arbeitskultur, in der konstruktives Feedback gegeben und angenommen werden kann. Die OKF versteht sich einerseits als Trägerverein starker Projekte mit eigenem Markenkern und hohen Bekanntheitswerten. Die OKF möchte andererseits auch selbst mit der gebündelten Expertise der Projekte in die Gesellschaft wirken und Impulse setzen. Dazu stärken wir in unseren internen Strukturen den roten Faden zwischen den Projekten und die übergeordneten Werte und Ziele.

2018 und 2019 haben wir ein Governance Modell erarbeitet, das in diesem Jahr in die Praxis umgesetzt wurde. Die wichtigsten Umsetzungsschritte sind die Neubesetzung des Vorstands, die Einführung von operativen Zirkeln und einem Strategiezirkel sowie die Überarbeitung der Meetingstruktur. Durch die Erweiterung unseres Vorstands von fünf auf acht Mitglieder wird die Arbeit des Vorstands stärker mit der Organisation verzahnt, ihre unterschiedlichen Expertisen senden Impulse in die projektübergreifenden Vorhaben, z.B. in die Policy-Arbeit.

Für projektübergreifende Themen und Fragestellungen haben wir ein Zirkelmodell eingeführt. Damit wollen wir Entscheidungen nachhaltiger, partizipativer und gerechter treffen, die die ganze Organisation betreffen. Darüber hinaus stärkt die Arbeit in den Zirkeln die Identifizierung mit der Organisation und das Zusammenarbeiten mit Teammitgliedern aus anderen Projekten. Im Jahresverlauf wurden Zirkel zu den Bereichen Personal, Kommunikation, Datenschutz und Community gegründet. Sie leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Organisationsentwicklung. Vorschläge aus den Zirkeln werden an den Entscheidungs-Jour Fixe gegeben, wo die Beschlüsse entschieden werden. Der EJF ist ein gewähltes Gremium des Teams mit Vertreter:innen aus allen Bereichen. Zusätzlich zu den operativen Zirkeln wurde der OKF-Zirkel als Strategiezirkel gegründet. Er schafft einen Raum, um das Handeln der Organisation zu reflektieren, um über größere Themen und strategische Überlegungen nachzudenken und Handlungsschritte für Veränderungen zu vereinbaren (Reflexion und neue Impulse). Für den Strategiezirkel kommen der Vorstand, die Geschäftsführung, die Projektleitungen und die Lead Links der Zirkel zusammen. Neben dem offenen Austausch sollen im Strategiezirkel auch Beschlüsse gefasst werden, die danach umgesetzt werden. Das konstituierende Treffen des Strategiezirkels fand Ende Januar 2021 statt.

Ehrenamtliches Engagement Einzelner sowie das Engagement von Menschen in uns verbundenen Netzwerken und unseren Communities prägen die Arbeit der OKF seit ihrer Gründung. Das ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit, auch wenn es in unserem Governance Modell nicht formell hinterlegt ist. Ehrenamtliches Engagement ist sehr unterschiedlich. Es gibt nicht eine Community der OKF, sondern verschiedene. Es gibt nicht einen Wirkungsradius, sondern mehrere. Zudem verändert sich die Interaktion zwischen Hauptamt und Ehrenamt beständig über den Zeitverlauf sowie durch die verschiedenen Projekte und Personen. Wir stehen in regem Austausch mit ehrenamtlich engagierten Menschen aus Civic Tech-, Netzpolitik-, Bildungs- und anderen Kontexten Wir können aus ihrer großen Expertise schöpfen. Wir bekommen Rückmeldungen aus der Umsetzungspraxis (z.B. von offenen Verwaltungsdaten) vor Ort. Wir bekommen Feedback zu unserer Arbeit. Wir lernen gute Beispiele für Civic Tech Anwendungen kennen. Unsere Öffentlichkeits- und Kampagnenarbeit bekommt unglaublichen Schub durch Follower-Power und Informationsbefreier:innen.

Wir fokussieren unsere Arbeit auf 3 Themenbereiche

Open Data und Civic Tech sind die Kernthemen, die unsere Arbeit seit der Gründung definieren. Darauf aufbauend hat sich unser Themenfokus in den letzten Jahren erweitert und ausdifferenziert: Informationsfreiheit & Transparenz; Civic Tech (prototypische Innovation sowie nachhaltige digitale Infrastrukturen), Open Data & Open Hardware; offene Bildung & digitale Mündigkeit. Diese Ausdifferenzierung lässt sich grob in die drei Bereiche Civic Tech, Open Government und Offene Bildung fassen. Die Bereiche überlappen und befruchten sich. Die Befähigung durch Offene Bildungsangebote führt nicht selten dazu, dass sich Teilnehmende von Jugend hackt für Open Government interessieren und Informationsfreiheitsanfragen stellen oder Civic Tech Anwendungen entwickeln. Geförderte Personen aus dem Prototype Fund engagieren sich regelmäßig in unseren Civic Tech Communities und, agieren als Mentor:innen oder entwickeln Werkzeuge für mehr Regierungstransparenz. Unsere Projekte fokussieren sich auf diese Bereiche, sie lassen sich aber nicht immer klar einem der Bereiche zuordnen.

Civic Tech will Technologien und digitale Innovationen mit Regierungen und Verwaltungen zusammenführen, um zivilgesellschaftliche Interessen durch Partizipation besser zu umsetzen. Offene Daten sind dabei oft das Fundament der entwickelten Anwendungen. Ehrenamtliche nutzen ihre technische Expertise und entwickeln digitale Werkzeuge von Bürger:innen für Bürger:innen. Diese sollen der Gesellschaft einen besseren Zugang zu Informationen ermöglichen, die Kommunikation und Vernetzung zwischen Bürger:innen, Communities, Politik und Verwaltung vereinfachen und den öffentlichen Diskurs stärken. Der von uns auch genutzte neuere Begriff Public Interest Tech über den Fokus von Civic Tech hinaus: Zwar geht es auch hier darum, zivilgesellschaftliche Interessen zu vertreten – Public Interest Tech beinhaltet jedoch ganz allgemein Community-Technologien und Infrastrukturen mit einem Verständnis für die ethischen, rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen des technologischen Wandels. Die Bandbreite der Bereiche, in denen diese Technologien Anwendung finden, reicht dabei von Umweltschutz über Menschenrechte und Gesundheit bis zu Datensouveränität.

Open Government meint, das Handeln von Regierungen und Verwaltungen auf nationaler und regionaler Ebene gegenüber der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft zu öffnen. Im deutschen Sprachraum wird daher auch der Begriff „Offenes Regierungshandeln” verwendet. Bürger:innen können auf vielen Ebenen des politischen Handelns direkt einbezogen werden. Im besten Fall kann Open Government die bisherige Kultur der politischen Teilhabe – fast ausschließlich auf Wahltermine begrenzt – zu einer Kooperationskultur zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft ausbauen. Hinter dem Konzept steht das Ziel, die Arbeit von Politik, Regierung, Verwaltung und Justiz offener, transparenter, partizipativer und kooperativer zu gestalten. Aber nicht nur die Zivilgesellschaft kann vom einfacheren Zugang zu politischen Entscheidungen und einer aktiven Beteiligung profitieren: Auch der öffentliche Sektor selbst kann die Expertise und das Wissen der Bürger:innen nutzen, um bessere Lösungen für Probleme und Vorhaben zu finden.

Offene Bildung ist ein Überbegriff für alle schulischen und außerschulischen Initiativen, die Bildung partizipativ und offen gestalten. Sie wollen Bildung als Gemeingut fördern und stellen selbstgesteuertes und kompetenzorientiertes Lernen in den Fokus. Ziel ist dabei einerseits die selbstbestimmte, kritische Nutzung und andererseits auch eine ebensolche mediale Anwendung. Dafür nötig sind Freiräume für Jugendliche, um mit technischen Möglichkeiten zu experimentieren, das Erlernen und Erleben von Selbstbestimmung und das dazu nötige Vertrauen seitens der Erwachsenen. Ein weiterer wichtiger Aspekt hierbei ist die politische Bildung: Offene Bildung fördert digitale Mündigkeit, das Entwickeln neuer Formen des sozialen und zivilgesellschaftlichen Engagements – z. B. im Rahmen des digitalen Ehrenamts – und den ethischen Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien inspiriert durch die Hackerethik.